06.02.2013

Im Geburtshaus gebären

Wo soll mein Kind zur Welt kommen? Zuhause oder in der Klinik? Bei der Wahl des Geburtsortes werden oftmals diese beiden Alternativen in Betracht gezogen. Doch es gibt noch eine Wahlmöglichkeit: das Geburtshaus.

Für die meisten Frauen steht das Bedürfnis nach Sicherheit im Vordergrund. Doch damit verbindet jede Frau etwas anderes. Zwei Frauen berichten von ihren positiven Erfahrungen bei der Geburt ihrer Kinder im Geburtshaus. 


Im anschließenden Interview warnt der Gynäkologe Dr. Mallmann, die Hausgeburtshilfe sei mit einem ungefähr doppelt so hohem Risiko verbunden. Das erhöhte Risiko bei Hausgeburten habe auch zu einem Anstieg der Haftpflichtprämien von Hebammen geführt. Zwar sei die Kaiserschnittrate in Höhe von 30 Prozent zu hoch und die natürliche Geburt die beste Variante. Doch während das Krankenhaus maximale Sicherheit darstelle, sei die Geburt zuhause oder im Geburtshaus dem Wunsch nach Atmosphäre geschuldet. 

Kölnische Rundschau vom 05.02.2013

Lesen Sie hier das Interview Dr. Mallmann in der Kölnischen Rundschau vom 05.02.2013

Anmerkung des Hebammenverbandes NRW: 

Dr. Mallmann bezieht sich in seiner Argumentation im wesentlichen auf eine Studie aus den Niederlanden, bei der auch nach Ansicht der Autoren einige Fragen offen bleiben. Eine Analyse des Fachmagazins "British Medical Journal" aus 2011 zeigt, dass es kaum einen Unterscheid zwischen der Klinik- und Hausgeburt gibt. Das gilt jedenfalls dann, wenn es sich um eine sogenannte unkomplizierte Geburt handelt. 

Die Autoren verglichen die Daten von fast 65.000 Frauen, die ein Kind nach der 37. Woche bekommen hatten, darunter 17.000 Hausgeburten und 28.000 Geburten im Geburtshaus oder von Hebammen geleiteten Kreißsälen. Lediglich bei Erstgebärenden traten bei der häuslichen Geburt etwas häufiger (in 9 statt 5 von 1.000 Fällen) Komplikationen auf (vgl. z.B. Focus online vom 26.01.2013).

In Deutschland fehlt es allerdings bislang an einer großangelegten Studie mit aussagekräftigen Ergebnissen. 

Die Hebammenverbände plädieren nachdrücklich für die Geburt im Geburtshaus oder zuhause - mit guten Argumenten: Lediglich 4 % der begonnenen außerklinischen Geburten müssen klinisch per Kaiserschnitt beendet werden. Bei der Geburt in der Klinik ist die medizinische Intervention bei auftretenden Schwierigkeiten deutlich häufiger. Doch bislang wurden die Probleme, die der Kaiserschnitt weit nach der Geburt bei Mutter und Kind hervorrufen kann, wie die Wahrscheinlichkeit, immunitätsbedingte Krankheiten zu erleiden oder das Risiko für Folgeschwangerschaften der Mutter, nicht ausreichend beachtet. Bei der Hausgeburt oder im Geburtshaus sind auch sonstige medizinische Eingriffe wie Dammschnitte oder Pediuralanästhesie (PDA) viel seltener. 

Demnach ist auch die Erhöhung der Haftpflichtprämie keinesfalls einem Anstieg der Schadensfälle geschuldet, wie von Herrn Dr. Mallmann im Interview geäußert. Sie ist vielmehr durch massiv angestiegene Pflegekosten der Geschädigten, also eine Steigerung der Schadenssumme bei einer Haftungszeit von dreißig Jahren verursacht worden. 

Das Fazit der Hebammen ist und bleibt: Jede Frau hat das Recht, zu wählen, unter welchen Bedingungen sie ihr Kind auf die Welt bringen will. Gesunde Frauen ohne Schwangerschaftsrisiken müssen bei dieser Entscheidung unterstützt werden. Hebammengeleitete Geburtshilfe ist für Mutter und Kind eine gute und sichere Variante.