12.02.2025

Hebammenverband NRW fordert nachhaltige Geburtshilfeplanung – Schließung des Kreißsaals in Dortmund ist nicht hinnehmbar

Pressemitteilung des Landesverbandes NRW: Die kurzfristige Entscheidung zur Schließung des Kreißsaals im Knappschaftskrankenhaus Dortmund sorgt für Unverständnis und Besorgnis. Trotz bestehender Kapazitäten, einer funktionierenden Versorgungsstruktur und investierter Fördermittel wird eine weitere geburtshilfliche Abteilung in Nordrhein-Westfalen ersatzlos gestrichen. Bild: I. Rump

 Der Landesverband der Hebammen NRW sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert eine langfristig ausgerichtete, nachhaltige Geburtshilfeplanung.

Unsere Forderung:

Wir appellieren an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und das MAGS NRW, die Entscheidung zur Schließung des Kreißsaals kritisch zu überprüfen und gemeinsam mit den Fachkräften tragfähige Lösungen zu entwickeln. Unser Ziel muss es sein, die wohnortnahe Geburtshilfe sowie die Ausbildung künftiger Hebammen langfristig zu sichern. Der Landesverband der Hebammen NRW steht dafür jederzeit für einen konstruktiven Dialog und fachliche Beratungen zur Verfügung.

Hintergrund:

Der Kreißsaal des Knappschaftskrankenhauses Dortmund ist seit 2,5 Jahren als Hebammenkreißsaal etabliert und wurde mit 25.000 € durch das Land NRW gefördert. Die plötzliche Schließung bedeutet nicht nur das Ende eines erfolgreichen Versorgungsmodells, sondern gefährdet auch die Ausbildung von 14 Hebammenstudierenden, die dort derzeit ihren praktischen Teil absolvieren. Das Krankenhaus ist Kooperationspartner der Hochschule Bochum und ein zentraler Standort für die akademisierte Hebammenausbildung.

Gleichzeitig wurde dem Krankenhaus noch im vergangenen Jahr im Rahmen der Krankenhausplanung eine jährliche Geburtenkapazität von über 600 Geburten genehmigt – nur wenige Monate später wird nun die gesamte Abteilung geschlossen. Diese Entwicklung wirft grundlegende Fragen zur Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit der aktuellen Krankenhausplanung auf.

Hinzu kommt, dass die Geburtshilfe im Rahmen der nordrhein-westfälischen Krankenhausplanung weiterhin nicht als Teil der Grundversorgung definiert ist, sodass Gebärende Anfahrtswege von bis zu 40 Minuten oder mehr in Kauf nehmen müssen. Im Gegensatz dazu wird für die Allgemeinchirurgie eine maximale Fahrzeit von 20 Minuten angesetzt. Eine kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag ergab zudem, dass es in mehreren Kreisen NRWs Gebiete gibt, in denen selbst diese 40 Minuten nicht verlässlich eingehalten werden können.

Wir begrüßen ausdrücklich die Förderung des Hebammenkreißsaals, halten es jedoch für essenziell, dass solche Investitionen langfristig gesichert werden. Ein erfolgreiches Versorgungsmodell wie der Hebammenkreißsaal darf nicht nach wenigen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen wieder verschwinden. Deshalb fordern wir eine strategische Planung, die sicherstellt, dass finanzielle Mittel nachhaltig eingesetzt werden und zukunftsfähige Konzepte wie der Hebammenkreißsaal Bestand haben.

In diesem Zusammenhang verweisen wir auf die Kampagne des Deutschen Hebammenverbandes „Frauen zahlen den Preis“, die genau diese Problematik adressiert.

Der Landesverband der Hebammen NRW hat sein Positionspapier zur Krankenhausplanung in NRW angesichts dieser Entwicklungen am heutigen Tag aktualisiert. Die Forderungen und Argumente zur nachhaltigen Geburtshilfeversorgung sind dort ausführlich dargelegt.

Pressekontakt:
Michelle Rump, 1. Vorsitzende im Landesverband der Hebammen NRW e.V.
1.vorsitz@hebammen-nrw.de
0151 56024302
www.hebammen-nrw.de