05.05.2017

Es reicht! - Hebammen kämpfen gegen schlechte Bezahlung, unzumutbare Arbeitsbedingungen und zu hohe Haftpflichtkosten

Politisches Handeln ist jetzt und sofort gefragt, um die Geburtshilfe in Deutschland zu retten. Der Countdown läuft! Zum Hebammentag bringen die Hebammen NRWs zusammen mit ihren Unterstützerinnen in einer Protestaktion ihre Wut zum Ausdruck. Unter dem Motto "Hebammen, Mütter und Familien: Partnerschaft fürs Leben" setzen sie damit ein starkes Signal für den Erhalt ihres Berufsstandes und die Sicherstellung der Versorgung von Mutter und Kind.

Die Geburtshilfe ist in ganz Deutschland drastisch bedroht! Immer mehr Kreißsäle schließen, Frauen werden abgewiesen, Klinikhebammen arbeiten unter unzumutbaren Bedingungen. Freiberuflich arbeitende Hebammen sind wegen massiv steigender Versicherungsprämien zusammen mit niedriger Vergütung in ihrer beruflichen Existenz massiv gefährdet.

Missstand Geburtshilfe

Damit Frauen an jedem Ort ihrer Wahl gebären können, müssen sowohl die Hebammenhilfe als auch eine geeignete Klinik vor Ort gewährleistet sein. Die wohnortnahe und flächendeckende Versorgung von Frauen mit Hebammenhilfe ist längst nicht mehr gesichert. Doch die Politik, die seit Jahren von den Hebammenverbänden mit der schlechten Versorgungslage konfrontiert wird, reagiert bis heute nicht zielführend. Der Landesverbandes NRW fordert im Hinblick auf die anstehende Landtagswahl, dass die wohnortnahe und flächendeckende Versorgung der Frauen in NRW mit Hebammenhilfe im Koalitionsvertrag verankert wird.

Der Niedergang der Geburtshilfe in Deutschland ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, hier muss endlich Verantwortung seitens der Politik übernommen werden. Bund, Land und Kommunen müssen endlich aufhören, sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben und handeln. 

 

Barbara Blomeier, 1. Vorsitzende des Landesverbandes der Hebammen NRW: "Deutschland hat ein riesiges Problem, das die Politik scheinbar hartnäckig ignoriert. Zwar steigen die Geburtszahlen, gleichzeitig nehmen Klinikschließungen zu, immer mehr Frauen bleiben unversorgt. Statt ihrer Aufgabe nachzukommen und konstruktive Lösungen umzusetzen, tut sich von Seiten der Politik nichts. Doch es bleibt dabei: Frauen müssen wählen können, ob sie zu Hause, im Geburtshaus oder in der Klinik ihr Kind bekommen wollen, und zwar überall und immer, aber mit fachkundiger Begleitung einer Hebamme.

Ein Wahlslogan der NRW-Regierung lautete, „kein Kind zurückzulassen“. Doch wie sieht es bei der Geburt aus? Was, wenn der ausgesuchte Kreißsaal am Geburtstag leider geschlossen ist, weil das Personal fehlt? Da werden die Kinder zurückgelassen, bevor sie überhaupt auf der Welt sind. Das ist absurd! Wir brauchen attraktive Arbeitsbedingungen in den Kliniken, d.h.; eine Hebamme für eine Frau! Hebammen müssen ihre Arbeit ausführen können, ohne als Putzdienst, im Sekretariat oder in der Chefarztsprechstunde mit hebammenfremden Tätigkeiten eingesetzt zu werden. Und schließlich müssen Kliniken Kreißsäle finanzieren können. Wirtschaftliche Effizienz hat in der Geburtshilfe nichts zu suchen, und deshalb muss die Geburtshilfe aus dem Fallpauschalensystem heraus!

Diese katastrophalen Zustände in der Geburtshilfe müssen endlich gestoppt werden. Politisches Handeln ist in der aktuellen Situation unverzichtbar. Deutschland braucht qualitativ hochwertige Geburtshilfe, und zwar jetzt und sofort und auch in Zukunft! Der neuen Landesregierung gebe ich hiermit auf den Weg: Legen Sie sich fest! Schreiben Sie sich die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Hebammenhilfe auf die Fahnen! Zementieren sie es im Koalitionsvertrag! Ich verspreche, wir werden hilfreich zur Seite stehen, wenn es an die Umsetzung geht. Hebammen können lange warten, ganz lange. Aber sie können auch ganz schnell zupacken, wenn es nötig ist. Jetzt ist es nötig. Wir krempeln die Ärmel hoch und starten durch!"

Hier können Sie den Beitrag des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) zum 5. Mai nachlesen

Sehen Sie hier die Pressemitteilung des Minsteriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter zum Internationalen Hebammentag

Hier kommen Sie zur Pressemitteilung des Landesverbandes der Hebammen NRW