St. Vinzenz-Klinik in Köln: Schließung im Rundumschlag
Es gibt zahlreiche Gründe, am 5. Mai zum Hebammentag auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Jetzt ist noch einer dazugekommen. Nicht etwa, weil der Kreißsaal des Vinzenz-Hospital defizitär arbeitet - so das üblich gewordene Argument -, sondern weil auf der gynäkologischen Station nicht alle Betten dauernd belegt sind, wird die ganze Abteilung zum Jahresende geschlossen. So einfach darf das nicht gehen!
Denn die Schließung des Kreißsaals der Kölner St. Vinzenz-Klinik bedeutet das Ende des einzigen hebammengeleiteten Kreißsaals in Köln und Umgebung. Damit wird mit einem Schlag ein Betreuungsmodell zunichte gemacht, das für ausgesprochen gute Ergebnisse bei geringen Interventionen steht.
unverbindlicher Runder Tisch Geburtshilfe?
Und das, obwohl sich die Landesregierung doch ausdrücklich für das Einrichten von hebammengeleiteten Kreißsälen stark machen will, wie es im Abschlussbericht Runder Tisch Geburtshilfe zu lesen ist, und auch in den Wahlprogrammen einiger Parteien für die kommende Landtagswahl Unterstützung zugesichert wird.
Qualitativ hochwertige Geburtshilfe kann so nicht gewährleistet werden. Doch bereits der Krankenhausplan 2016 der Landesregierung, der die Geburtshilfe mit nur einer Geburtsstation pro Kreis als gesichert ansah und vom Landesverband deswegen heftig kritisiert wurde, ließ erhebliche Zweifel an der künftigen Versorgungsqualität aufkommen. Die Geburtshilfe ist auch in einer Großstadt wie Köln in Gefahr. Erst zum Jahresanfang wurde der Kreißsaal des Perinatalzentrums in Holweide vorübergehend geschlossen.
Aus trotz hoher Geburtenzahlen
Offiziell begründet das Vinzenz-Hospital die Schließung der geburtshilflichen Station mit den "zurückgehenden Fallzahlen" in der Gynäkologie. Dieser Rückgang bezieht sich jedoch nicht auf die Geburten, dort ist die Anzahl mit einem Rückgang von lediglich 1,82 % im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichbleibend: 2016 verzeichnete die Nippeser Klinik 1.134 Geburten. Der Stadtteil Nippes, in dem die Klinik liegt, ist zudem ein Stadtteil mit hohen Kinderzuwachszahlen.
Damit offenbart sich, worum es eigentlich geht: wieder einmal die Finanzierung. Hier wird erneut deutlich, dass das jetzige Finanzierungssystem der Kliniken in diese Katastrophe geführt hat. Am schlimmsten wirkt sich die Lage auf zwei Bereiche aus, die die größtmögliche Unterstützung benötigen: Geburtshilfe und Pflege.
Doch Politik und Wirtschaft verschließen die Augen. Genau dagegen werden wir laut: Kommen Sie mit und begleiten unsere Protestaktion am 5. Mai in Düsseldorf.
Pressemitteilung des Vinzenz-Hospitals vom 04.04.2017
"Hart, aber fair" im Ersten vom 03.04.2017 Wenig Personal, aber reichlich Keime?