13.01.2021

Krankenhaus-Barometer: Geburtskliniken im Minus, zu viele offene Stellen

Nahezu 2/3 der Geburtskliniken schreiben Verluste, fast 50 % der geburtshilflichen Stationen in den Kliniken haben Probleme, freie Stellen mit fest angestellten Hebammen zu besetzen. Am Krankenhaus-Barometer 2020, das diese Zahlen liefert, haben sich 438 Akutkrankenhäuser beteiligt. Unser Fazit: Die Geburtshilfe muss neu aufgestellt werden.

Bild: Pexels - Pixabay - CC0

Interessant, dass die Hebammen eher in kleinen als in großen Kliniken arbeiten: Große Kliniken haben bei der Stellenbesetzung mit Hebammen deutlich mehr Schwierigkeiten, zeigt der Krankenhaus-Report. Die Zahl der Beleghebammen sinkt von 44 % in 2018 auf 38 % in 2020, ist jedoch an kleineren Häusern immer noch höher als in Kliniken ab 600 Betten. Umgekehrt gibt es in kleineren Kliniken im ländlichen Bereich die größten Probleme, Ärzt*innen im Gebiet der Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu finden. 

30 % der teilnehmenden Kliniken gaben an, dass sich in einem Radius von 20 km keine weitere geburtshilfliche Station befindet. Als Grund für Schließungen der Geburtshilfe gaben 88 % wirtschaftliche Gründe an.

Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers untermauern die Sinnhaftigkeit der Petition der LandFrauen zur Geburtshilfe im ländlichen Raum.

Das System krankt

Man darf sich zu Recht fragen, wie sinnvoll das Förderprogramm des Bundesgesundheitsministers Spahn ist. Über das Gesetz sollen zusätzliche Hebammenstellen finanziert werden. Das wird aber zur Stellenbesetzung nichts beitragen, hier sind andere Faktoren maßgeblich, die wesentlich in der Arbeitssituation von Hebammen zu finden sind. Die Arbeitsbedingungen für Hebammen stimmen nicht, wenn Kreißsäle wegen unbesetzter Hebammenstellen schließen müssen. Und die Finanzierung stimmt nicht, wenn Kliniken aus wirtschaftlichen Gründen den Kreißsaal schließen.

Wir in NRW schöpfen Hoffnung aus den Äußerungen unseres Gesundheitsministers im Zusammenhang mit der Studie zum Hebammenkreißsaal, dass ihm die geburtshilfliche Versorgung in NRW ein Anliegen ist. Doch um grundsätzliche Änderungen am System herbeizuführen, ist der Bund vonnöten.

Ärzteblatt vom 12.01.2021