Wahlprüfstein 6: Hebammenausbildung an der Hochschule
Trotz der Anforderung, ab 2020 die Überführung der Hebammenausbildung an Hochschulen in NRW zu koordinieren, hat die Landesregierung kaum mit wirkungsvollen Maßnahmen begonnen. Dies führt dazu, dass sich staatliche Hochschulen angesichts unklarer Finanzierungsperspektive zurückhalten, private und konfessionelle Anbieter, sowie Hochschulen in benachbarten Bundesländern sich in Position bringen. Die Kommunalpolitik könnte helfen, dem entgegenzuwirken.
Für Kommunen in NRW wäre es attraktiv, Lernorte für die theoretische und/oder praktische Ausbildung von Hebammen bieten zu können, damit die unter guten Bedingungen ausgebildeten Kolleginnen in der Region verbleiben und die geburtshilfliche Versorgung sichern („Klebeeffekt“).
Akademisierung liegt auf Eis
Das neue Hebammengesetz und die Studien- und Prüfungsverordnung stellen neue, hohe Anforderungen an die praktische Ausbildung. Potenzielle Standorte für die praktische Ausbildung müssten sich jetzt mit Hochschulen vernetzen, entsprechende Finanzierungsanträge stellen und Praxisanleiter*innen qualifizieren.
Durch die unklare Perspektive steigt das Risiko, dass qualifiziertes oder qualifikationsmotiviertes Fachpersonal an andere Standorte oder Bundesländer abwandert. Dadurch werden auch laufende herkömmliche Ausbildungsgänge von Personalmangel bedroht. Zudem gefährdet die Schließung geburtshilflicher Abteilungen, in denen Ausbildung stattfindet oder stattfinden könnte, zum einen eine vielfältige praktische Ausbildung und zum anderen durch den Wegfall des Klebeeffekts auch die Ansiedelung frisch examinierter Hebammen in der Region.
Wir empfehlen:
eine frühzeitige Strategiebildung zur Akademisierung der Hebammenausbildung zwischen Hochschulen, altrechtlichen Hebammenschulen sowie bestehenden und potenziellen Standorten für den praktischen Teil der Ausbildung in der Region. Dies könnte durch die Kommunalpolitik gefördert werden.
Welche weiteren Möglichkeiten sehen die Politiker*innen aus NRW, um die Akademisierung voranzutreiben?
Wie geht es weiter?
Schritt für Schritt befassen wir uns an dieser Stelle mit den weiteren Wahlprüfsteinen. Für die Mitglieder des Landesverbandes haben wir die kompletten Wahlprüfsteine im internen Bereich "Internes für alle" zusammengestellt. Wie Sie sie einsetzen können, erfahren Sie dort.