24.03.2020

Corona: Dürfen Väter in den Kreißsaal? - Versäumnisse im Gesundheitswesen spitzen sich zu

Väter, die bei der Geburt ihres Kindes dabei sein wollen, werden in immer mehr Kliniken aus Infektionsschutzgründen nicht mehr zugelassen. Das Bedürfnis der Familie, bei der Geburt zusammen zu sein, ist natürlich vollkommen nachzuvollziehen, ebenso wie der Wunsch und die Pflicht der Kliniken, ihr Personal zu schützen. Es offenbart sich ein Grundproblem.

Der Vater des Kindes ist Teil des Geburtsprozesses. Ihn davon auszuschließen und die Gebärende in der Ausnahmesituation der Geburt allein zu lassen, ist nicht nur schlimm, sodern kann auch eine Reihe von Interventionen in Gang setzen, die mehr Kontakte zwischen Frau und Personal erfordern, als man sich wünschen würde.

So kann etwa die Gebärende, die allein ist, Ängste entwickeln, die eine rückenmarksnahe Narkose nötig machen und damit eine engmaschigere Überwachung oder geburtshilfliche Eingriffe etc. Genau das sollte vermieden werden.

Inwieweit es zudem einen Schutz für die Hebammen darstellt, wenn der möglicherweise infizierte Vater nicht in den Kreißsaal darf, die möglicherweise infizierte Partnerin, die mit ihm zusammenlebt, aber schon, ist zumindest eine Frage wert.

Dilemma in der Geburtshilfe zeigt sich

Aus Sicht der Kliniken ist es nachvollziehbar, dass sie ihre Beschäftigten schützen wollen: Wenn Hebammen sich möglicherweise anstecken und ausfallen, dürfte das bei der bereits dünnen Personaldecke für die Kliniken den Zusammenbruch der Geburtshilfe bedeuten.

Es spitzt sich auf das Grundproblem zu, das im System verankert ist: Es fehlt ausreichende Schutzbekleidung für das medizinische Personal in den Kliniken. Auch zeigt sich jetzt, was bezüglich der Geburtshilfe versäumt worden ist, um den Hebammenmangel in den Kliniken zu beheben.

Wir werden als Berufsverband den Gesundheitsminister und die Landesregierung nach der Corona-Krise auffordern, hier nachzubessern.

Aktuell können die Kliniken nur aufgefordert werden, nach Lösungen zu suchen, um es den Vätern zu ermöglichen, ihre Partnerinnen zur Geburt zu begleiten.

Lesen Sie hier die Einschätzung des Deutschen Hebammenverbandes (DHV)