28.11.2018

Unterversorgung in Deutschland ist Albtraum für Schwangere

Focus.de hat in sozialen Netzwerken und Foren recherchiert und zusammengetragen, was es für Frauen bedeutet, auf der Suche nach einer Hebamme zu sein oder eine Klinik zu finden, in der es Hebammen noch möglich ist, Mutter und Kind im Kreißsaal angemessen zu versorgen und zu betreuen: ein Albtraum für Schwangere, unsäglich für Hebammen.

Die flächendeckende Unterversorgung zeigt sich in deutlichen Zahlen: Dem Deutschen Hebammenverband (DHV) zufolge gab es im Jahr 1991 noch mehr als 1.100 Krankenhäuser mit Geburtshilfe, im Jahr 2014 waren es nur noch 725. Seit 2015 sind weitere 83 Kreißsäle geschlossen worden oder von der Schließung bedroht. Die "Landkarte der Unterversorgung" des DHV zeigt, wie dringend gehandelt werden muss.

Der europäische Vergleich zeigt, wie düster es aussieht: Die Hebammen in Deutschland betreuen etwa drei- bis fünfmal so viele Frauen wie im europäischen Ausland. So werden Hebammen verheizt.

Hebammen stehen im Regen

Das dem Artikel nachfolgende Video mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist leider deplatziert. Denn Spahn  bezieht sich in ihm auf die Schilderung einer Kinderkrankenpflegerin und verspricht ein Maßnahmenbündel zur Verbesserung der schlechten Arbeitsbedingungen. Genau das wurde Anfang November mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) beschlossen. Ein Gesetz, das die Hebammen - trotz gegenteiliger Empfehlung des Bundesrates - schlichtweg außen vor gelassen hat - und so die Gesundheit von werdenden Müttern und Kindern ignoriert.

Spahn hatte seinerzeit betont, die Situation der Hebammen müsse gesondert betrachtet werden - und will die Ergebnisse einer Erhebung abwarten, die jedoch noch gar nicht begonnen hat. Doch die Zeit läuft, eine menschenwürdige Geburtshilfe steht vor dem Abgrund. Bitter für alle, die in einer Gesellschaft leben wollen, der es wichtig ist, wie Kinder auf die Welt kommen.

Focus.de vom 28.11.2018