15.03.2017

Wer stoppt die rücksichtlose Sparpolitik der Kliniken?

Die Geburtshilfelandschaft in Deutschland wird zur Einöde. Nun schließt auch Meschede seinen Kreißsaal vorzeitig im April. Alle Proteste waren vergebens. Ein Sprecher der Bezirksregierung: Die Schließung sei eine zulässige unternehmerische Entscheidung. Dass dabei die Versorgung der Frauen untergeht, ist scheinbar ohne Bedeutung. Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Frauen, aber auch den Kolleginnen, die so lange gekämpft haben.

Den nächsten Kreißsaal wird es Hüsten geben, ca. dreißig Kilometer von Meschede entfernt. Hier soll es auch für die Hebammen aus Meschede weitergehen, doch die Umstände sind haarsträubend. Dass die Hebammen von der Entscheidung nach vorangegangenen Protesten nun doch überrollt werden, zeigt den Stellenwert, der ihnen beigemessen wird. Für Hüsten sind laut Westfalenpost offenbar Anschlussverträge vorgesehen, jedoch müssen sich erfahrene Hebammen dabei auf eine Probezeit einlassen.

Was sind das für unternehmerische Entscheidungen, die Mitarbeiterinnen örtlich versetzen und sachlich in ihrer Kompetenz anzweifeln? Da offenbar auch die Geburtshilfe in Menden geschlossen wird, sind auch die Mendener Hebammen darauf angewiesen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, ein Wettlauf um offene Stellen ist die Folge.

Unbedacht oder zynisch?

Diese Politik kann nicht zum Erfolg führen. Sie zeigt drastisch, dass flächendeckende Versorgung der Frauen weit unten auf der Skala der Gesundheitsversorgung rangiert. Notfallversorgung soll zwar stets gewährleistet sein: Unfall, Schlaganfall, Herzinfarkt, das sind die Notfälle,  für die Kliniken Einheiten vorhalten. Geborenwerden ist im Vergleich dazu offenbar eine vernachlässigbare Nebensache.

Doch es bleibt dabei:

  • Damit Frauen an jedem Ort ihrer Wahl gebären können, müsen sowohl die entsprechende Hebammenhilfe als auch eine geeignete Klinik vor Ort gewährleistet sein.
  • Die zunehmenden Schließungen geburtshilflicher Abteilungen führen zu längeren Anfahrtswegen und damit zu einer Erhöhung des Risikos nicht fachkundig betreuter Geburten unterwegs im Auto oder Rettungswagen.
  • Schwangere Frauen und junge Mütter brauchen eine wohnortnahe Versorgung. Denn vor allem durch eine wohnortnahe und damit flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfe wird Qualität gewährleistet.

Das Ziel des Landesverbandes NRW ist im Hinblick auf die Kommunalwahlen im Frühjahr 2017, dass diese wohnortnahe und flächendeckende Versorgung der Frauen in NRW mit Hebammenhilfe verankert wird Unsere Wahlprüfsteine sollen die Abgeordneten der nächsten Legislaturperiode bereits jetzt dazu bringen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn wir brauchen ein Machtwort der Politik und ein Umdenken in der Geburtshilfe! 

Westfalenpost vom 15.03.2017