Klasse statt Masse
Dass jede Geburt ein individueller physiologischer Vorgang und kein medizinischer Eingriff ist, ist bei der AOK wohl nicht nicht angekommen. Denn in ihrem Krankenhaus-Report 2017 fordert sie Mindestmengen bei Klinikbehandlungen, die auch für die Geburtshilfe gelten sollen. Doch keine Geburt gleicht der anderen. Daher ist ein komplett anderer Blick vonnöten.
Die AOK ist der Meinung, dass alle geburtshilflichen Abteilungen mit weniger als 500 Geburten pro Jahr geschlossen werden sollten. Das würde deutschlandweit die Schließung von ca. 150 Kliniken bedeuten - und eine weitere katastrophale Verschlechterung der jetzt schon dramatischen Versorgungssituation.
Die Situation, dass 500 Geburten pro Jahr gleich ablaufen, wird niemals eintreten, und wenn: Nur weil eine Klinik dann mehr als 500 komplett gleich ablaufende Geburten vorweist, bietet sie damit nicht automatisch gute Qualität.
Gleichzeitig kann das Thema „Mindestgeburtenzahl" und daran angeknüpfte Qualitätsvorstellungen ganz massiv die Existenz der Geburtshäuser bedrohen.
Der Landesverband NRW bleibt deshalb bei seinen Forderungen:
Qualität im Kreißsaal bedeutet 1:1-Versorgung mit Hebammenhilfe.
Raus mit der Geburtshilfe aus dem Fallpauschalensystem. Denn Geburten sind nicht planbar, laufen bei jeder Frau anders ab und passen deshalb nicht in ein Zahlenschema F.
Schwangere Frauen und junge Mütter brauchen eine wohnortnahe Versorgung. Denn vor allem durch eine wohnortnahe und damit flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfe wird die Qualität gewährleistet.