Kreißsaal adé? Erst schließen die kleinen, dann die großen - und dann?
In Hannover nimmt der Mangel an Hebammenversorgung eine neue Dimension an: Der Kreißsaal der Henriettenstiftung, ein Level-1-Perinatal-Krankenhaus, musste an einem Wochenende für fünfzehn Stunden geschlossen bleiben. Der Grund: krankheitsbedingter Personalmangel in der Spätschicht. Das wird kein Einzelfall bleiben. Was in Hannover passiert ist, kann uns jederzeit in NRW genau so passieren.
Bislang waren von Klinikschließungen eher kleinere Abteilungen betroffen. Dass jetzt eine große Klinik ihren Kreißsaal schließen muss, weil zu wenig Hebammen da sind, ist neu und Anlass genug, vehement ein Umdenken in den Kliniken und in der Politik zu fordern.
Das Argument der fehlenden Wirtschaftlichkeit, dass bei der Schließung kleinerer geburtshilflicher Abteilungen herangezogen wird, kann bei einer großen Klinik (wie auch dem Hannoveraner Perinatalkrankenhaus) nicht greifen. Sie sind in aller Regel gut ausgestattet, verfügen über viel Personal und arbeiten mit hoher Profit.
Doch das dahinter stehende Problem ist dasselbe, wie auch die Befragung angestellter Hebammen des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) zeigt: Unterbezahlung, die Übernahme fachfremder Arbeiten und die Tatsache, dass Hebammen oftmals mehrere Geburten gleichzeitig betreuen müssen, sind dafür verantwortlich, dass sich auch im angestellten Bereich immer mehr Hebammen zurückziehen oder Teilzeit arbeiten.
Wer hierfür - in Klinikleitung und Politik - die Augen verschließt, macht sich mitverantwortlich für den alarmierenden Notstand in der Geburtshilfe. Wir fordern nachdrücklich, hier endlich tätig zu werden!
Lesen Sie hier den Beitrag in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 23.06.2016
Lesen Sie hier mehr zur Frage des Monats Juni auf den Seiten des Deutschen Hebammenverbandes:
Was macht eine gute Versorgung im Kreißsaal aus?