08.06.2016

Online-Artikel des Landesverbandes NRW vom 06.06.: Richtigstellung Prof. Maios

Wir freuen uns, dass Professor Giovanni Maio Besucher unserer Website ist und unseren Startartikel vom 06.06.2016 "Leibesfrucht oder bestellbares Produkt? Der Landesverband der Hebammen NRW distanziert sich von Schmalspur-Rhetorik im Hebammenforum" gelesen hat. Maio bittet um Veröffentlichung seiner Richtigstellung, in der er sich auf unsere Kritik an dem Artikel „Kind auf Bestellung?“, publiziert im Juni-Heft des Hebammenforums, bezieht.

Dieser Bitte kommen wir hiermit nach.

Richtigstellung von Giovanni Maio
Zur Kritik des Landesverbandes der Hebammen Nordrhein-Westfalen an dem Artikel „Kind auf Bestellung?“, publiziert im Juni-Heft des Hebammenforums

Grundsätzlich begrüße ich offene Diskussionen über strittige Punkte, und jede sachliche Kritik an meinen Texten ist mehr als erwünscht, denn ich lerne gerne dazu, aber in diesem Fall stellt diese veröffentlichte Kritik eine komplette Verzerrung meines Textes dar, dass ich mich zu einer Richtigstellung genötigt sehe.


1. Mein Text bezog sich schwerpunktmäßig auf zwei konkrete Beispiele, der Berliner Grundschullehrerin, die mit 65 Jahren Vierlinge nach Samenspende und Eizellspende geboren hat. Darauf bezog sich meine Kritik der latenten Selbstbezogenheit, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Betroffene selbst geäußert hatte, es ginge allein um ihre Sichtweise und nichts anderes. Der Verweis auf die Sicht der Kinder bezog sich also auf diesen konkreten Fall und darf nicht als pauschale Diffamierung aller Kinderwunschpaare als selbstbezogene Menschen fehlinterpretiert werden, weil dies das Gegenteil meiner Position ist und das Gegenteil dessen, was in meinen Texten steht.


2. Der Hinweis auf den Unterschied zwischen nicht-technischer Zeugung und technisierter Fortpflanzung bezog sich darauf, dass die technische Anordnung Machbarkeit suggeriert und mit der Gefahr einer überbordenden Kontrollhaltung verbunden ist. Deswegen plädiere ich dafür, die Kinderwunschpaare nicht mit der Technik alleinzulassen sondern ganzheitlich zu behandeln. Allein darauf bezog sich mein Hinweis auf diesen Unterschied. Mit keiner Silbe habe ich damit einen anderen Status der künstlich gezeugten Kinder begründen wollen, weil das mit meiner Position nichts zu tun hat. Es ging mir um das Aufzeigen eines Machbarkeitssogs mit den Gefahren der Obsession, vor der die Paare durch eine gute Beratung geschützt werden müssen.


3. Am Beispiel eines drastischen Falls von Leihmutterschaft in Thailand, wo die auftraggebenden Eltern das von der Leihmutter geborene Kind mit Behinderungen nicht angenommen haben verweist auf die prekäre Lage, in der sich Kinder und Leihmütter befinden ohne damit eine Pauschalkritik der Leihmutterschaft oder gar der Reproduktionsmedizin als ganzer damit zu verbinden. Eine solche undifferenzierte Position ist in keinen meiner Texte zu finden, weil Wissenschaft die Lehre der Differenzierung ist und nicht die der Pauschalurteile. Deswegen kann ich die Pauschalkritik an meinem Text wie sie veröffentlicht worden ist so nicht stehenlassen.
Es würde mich freuen, in diesen Fragen sachlich weiter mit Ihnen in Verbindung zu stehen.