Mutter macht mit: ein Kaiserschnitt mit Zukunft?
Die Kaiserschnittquote in Deutschland ist hoch. In NRW kommen mehr als ein Drittel der Kinder per Sectio zur Welt, oft ohne medizinische Notwenigkeit. Wirtschaftliche Aspekte in Kliniken spielen hierbei eine große Rolle. Wird der sogenannte mütterliche assistierte Kaiserschnitt, der zunächst in Australien und nun zum ersten Mal in einer Klinik in Deutschland angewandt wurde, die Zahlen weiter in die Höhe treiben? Oder ist das Verfahren eine alternative Geburtsform mit Perspektive?
Beim mütterlich assistierten Kaiserschnitt legt der Arzt das Kind frei, so dass die Mutter in der Lage ist, das Kind zu fassen und es mit ihren eigenen Händen auf die Welt holen kann. Der Gedanke dahinter: Mutter und Kind sollen sofort eine engere Beziehung erleben, die Mutter den Kaiserschnitt in einem höheren Maß als üblich als selbstbestimmt erfahren.
Geburt - ein gutes Erlebnis
Hebammen motivieren Frauen dazu, ihren Bedürfnissen entsprechend zu gebären. Denn es ist ihre Geburt, ein einzigartiges Erlebnis. Deshalb unterstützen wir grundsätzlich alles, was Mutter und Kind hilft, eine gute Beziehung aufzubauen. Dazu gehört, dass das Kind nach der Geburt im Kontakt zur Mutter bleiben kann und - wenn Versorgung notwendig ist - auch im Beisein der Mutter und des Vaters - versorgt wird.
Natürliche Geburt fördern
Ziel des Landesverbandes ist es, die normale Geburt wieder zur Regel zu machen und die Zahl der nicht medizinisch indizierten Schnittentbindungen zu senken. Unter der natürlichen Geburt kann die Gebärende ihr eigenes Tempo selbstbestimmt vorgeben. Die Eigenständigkeit beim mütterlich assistierten Kaiserschnitt beschränkt sich im wesentlichen auf das "Herausziehen" des Kindes. Dies erfolgt jedoch in einem komplexen operativen Eingriff, auf den die Gebärende ansonsten keinerlei Einfluss nehmen kann. Ein positiver Nebenaspekt: Die Hände der Gebärenden sind beim mütterlich assistierten Kaiserschnitt nicht fixiert. Das sollte Standard werden, um der Frau - soweit wie möglich - Bewegungsfreiheit zu gewähren.
Dennoch bleiben Zweifel: Frauen können eigenständig und selbstbestimmt gebären – auch ohne Klinik und ohne Kaiserschnitt, wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht. Bei der natürlichen Geburt gehört es selbstverständlich dazu, dass die Verbundenheit zwischen Mutter, Kind und Vater nicht aufgelöst wird. Dass diese Aspekte nun gerade im Rahmen des mütterlich assistierten Kaiserschnitts herangezogen werden, um eine operative Entbindung als besonders positiv darzustellen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Informieren Sie sich weiter:
Stern.de vom 03. Juni 2015
WDR vom 03.06.2015
Rheinische Post online vom 03. Juni 2015
Westfalen-Blatt vom 02.06.2015
Lokalzeit OWL vom 01.06.2015