20.02.2015

Wir Hebammen verkaufen die Eltern nicht!

Die Forderungen des GKV-Spitzenverbandes (GKV-SV) verhindern erneut einen Abschluss der Vertragsverhandlungen. Daher haben die Hebammenverbände die Verhandlungen zu den Änderungen des Rahmenvertrages unterbrochen. Eine vertragliche Übereinkunft zwischen beiden Parteien ist wegen erheblicher Differenzen derzeit nicht in Sicht. Denn die Forderungen der Krankenkassen greifen massiv in das Recht der Frauen auf Wahlfreiheit des Geburtsortes ein.

Das lassen Hebammen nicht zu!

Ein wesentlicher Punkt für die Unterbrechung der Vertragsverhandlungen ist die Forderung der gesetzlichen Krankenkassen nach Ausschlusskriterien für Hausgeburten. Sobald ein Kriterium erfüllt ist, soll den Frauen nach dem Willen der Krankenkassen die Bezahlung der Hausgeburt verweigert werden. Doch die Ausschlusskriterien entbehren bislang jeglicher wissenschaftlichen Grundlage.

Das bedeutet, dass die Krankenkassen nicht evidenzbasierte Faktoren kreieren und sich damit über die Entscheidungsfähigkeit der werdenden Mutter ebenso hinwegsetzen wie über die berufliche Kompetenz von Hebammen. Faktisch wird damit die Mehrzahl der Hausgeburten in den Bereich der privat zu finanzierenden "IGeL"- Leistungen gedrängt. Zudem sollen Vorgespräche von Hebammen mit Schwangeren zur Geburt und der Wahl des Geburtsortes unzureichend finanziert werden. Damit wird die Entscheidungsfreiheit von Frauen bei der Wahl des Geburtsortes missachtet und das Selbstbestimmungsrecht der Frau massiv eingeschränkt.

Der Landesverband der Hebammen NRW unterstützt das Vorgehen des Deutschen Hebammenverbands (DHV) nachdrücklich. Es geht um die Autonomie der Frauen und das Berufsethos der Hebammen. Hebammen können nicht hinnehmen, dass Krankenkassen Frauen vorschreiben, wo sie zu gebären haben. Deshalb müssen sie dem Druck, den die Krankenkassen ausüben, weiter standhalten. Das bedeutet auch, dass die Vergütungssteigerung um fünf Prozent, die durch den Schiedsspruch an den Abschluss des Vertrags geknüpft ist, weiter aussteht. Hebammen wehren sich dagegen, dass die Krankenkassen weder die aufgeklärte Entscheidung von Frauen unterstützen noch die freie Wahl des Geburtsorts anerkennen. Damit werden Frauen entmündigt und für dumm verkauft. Das ist ein Skandal und berührt wesentliche Fragen unserer Gesellschaft: Wie gehen wir in Zukunft mit schwangeren und gebärenden Frauen um? Eine Zukunft, in der Krankenkassen für die Frauen entscheiden, darf es nicht geben. 

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Hier geht es zur Pressemitteilung des Deutschen Hebammenverbandes (DHV)

Finden Sie hier die Argumentationshilfe des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) zu den Ausschlusskriterien