Landesvorstand lud ein – viele Hebammen kamen
Mit dem Regionaltreffen am 8.12.2014 in Dortmund ist die Rundreise der beiden Landesvorsitzenden durch alle fünf Regierungsbezirke NRWs abgeschlossen. Alle Mitgliedshebammen des jeweiligen Regierungsbezirks hatte der Landesvorstand mit einer eigens gestalteten Postkarte eingeladen.
Viele Hebammen waren den Einladungen gefolgt, so dass wie in Krefeld, Münster, Bielefeld und Köln auch in Dortmund Kolleginnen aus dem gesamten Tätigkeitsspektrum der Hebammenarbeit anwesend waren und über die Lage in ihrer Region berichten konnten.
Klinikschließungen, nicht besetzte Stellen in den Kreißsälen, Aufgabe der außerklinischen Geburtshilfe, Rückgang des Angebotes in Wochenbettbetreuung und Kursen – das berichten Hebammen aus allen Teilen NRWs. Die arbeitenden Kolleginnen sind bis auf viele Monate im voraus ausgebucht.
Ursache des Rückzuges der Hebammen ist neben der ständig steigenden Haftpflichtversicherung auch die Ungewissheit darüber, wie es ab Mitte 2015 weitergehen soll, und eine große Traurigkeit bis hin zur Wut darüber, dass die so elementar wichtige Arbeit der Hebammen in unserem Land weder entsprechend bezahlt noch wertgeschätzt wird. Die Haltung der Hebammen reicht von Resignation und Berufsaufgabe über tiefe Erschütterung bis zur Wut über dieses Ausbluten unseres Berufsstandes.
Hebamme bleiben - aber wie?
Viele schaffen sich ein zweites Standbein, von der systemischen Familienberaterin bis zur Eröffnung eines Geschäftes für hochwertige Kinderschuhe – eine tragische Entwicklung. Sicherstellungszuschlag und Regressverzicht kommen für viele zu spät. Immer wieder benannt wird die Überlastung, sowohl in der Klinik als auch in der Freiberuflichkeit, gleich gefolgt von der Unmöglichkeit, sich und die Familie finanziell sicher zu stellen. Dazu tragen sowohl der geringe Verdienst als auch die ständig steigenden Haftpflichtprämien bei. Frauen mit einer hoch qualifizierten Ausbildung, in einem Gesundheitsfachberuf mit den Alleinstellungsmerkmalen Weisungsungebundenheit und Autonomie, die hohe Verantwortung für Mutter und Kind tragen, entschließen sich mit Tränen in den Augen, ihren Beruf aufzugeben, wie eine Dortmunder Kollegin eindrucksvoll und stellvertretend für viele andere schilderte. Sie geben nicht auf, weil sie ihren Beruf nicht mehr lieben, sondern weil die Rahmenbedingungen ihnen die Berufsausübung unmöglich machen.
Neben dieser überall deutlich formulierten „Problemtrance“ gibt es allerdings auch große Wut über die Untätigkeit derjenigen, die etwas verändern könnten, allen voran die Politik und das Gesundheitsministerium in Berlin. Und der Wille zum Durchhalten, zur Veränderung, zu neuen Wegen ist da.
Vor einigen Jahren noch eher undenkbar, gewinnt der Gedanke der Vernetzung, nicht nur unter Hebammen, sondern auch in Zusammenarbeit mit anderen Professionen und von den Kommunen gewollt und gestützt, immer mehr an Zustimmung unter den Kolleginnen.
Für die Zukunft des Hebammenberufes
Renate Egelkraut und Barbara Blomeier werden die Traurigkeit und Wut der Hebammen, aber auch die Signale zur Umsetzung neuer Konzepte und den Willen zum Durchhalten, der überall zu spüren war, in ihrer berufspolitischen Arbeit in alle Gremien des Landes NRW weitertragen und sich weiterhin dafür einsetzen, dass der Berufsstand der Hebammen erhalten, gestützt und weiter gefördert wird.