Indonesische Hebammen zu Besuch in Köln
Die Gruppe von 20 indonesischen Hebammen, die am 07.06.2014 Köln besucht hat, war weit gereist, um sich hier vor Ort einen Eindruck von der Geburtshilfe in Deutschland zu machen. Anlässlich des internationalen Hebammenkongresses in Prag haben sich die Kolleginnen entschieden, eine Studienreise zu einigen ausgewählten Orten in Europa anzuschließen. Die erste Station in diesem vollgepackten Programm war Köln.
Erste informative Anlaufstelle war das Kölner Geburtshaus. Dort wurden sie im Namen des Landesverbandes der Hebammen durch Daniela Erdmann begrüßt.
Astrid Losch und Nicole Heuger vom Kölner Geburtshaus hatten dann Gelegenheit, ein Beispiel für die außerklinische Geburtshilfe in Deutschland zu präsentieren. Sehr interessiert und unbefangen wurden gegenseitig viele Fragen gestellt. Es entstand ein wunderbarer Austausch darüber, wie wenig die Hebammenarbeit und die Ziele unseres Berufes sich trotz der kulturellen Unterschiede voneinander unterscheiden.
Indonesiens Hebammen als feste Größe im Gesundheitswesen
Interessant war für uns, wie viel größer das gesellschaftliche Ansehen der Hebamme ist, die dort deutlich weitreichendere Befugnisse hat als hierzulande. So fallen z.B. die Impfungen der Kinder in den ersten fünf Lebensjahren in den Aufgabenbereich der Hebamme. Ebenso wie bei uns findet eine deutliche Akademisierung des Berufes statt, was dazu führt, dass die Hebammen in Indonesien eine feste Größe im Gesundheitswesen – aber auch in der Gesundheitspolitik – darstellen.
Neben dem Austausch der Arbeitsbedingungen, des Versicherungswesens und der jeweiligen Gesundheitssysteme gab es aber durchaus auch erheiternde Momente, z.B. beim Anblick der Stillkissen, die in Indonesien gänzlich unbekannt sind.
Frauenklinik Holweide im Blick
Nach einem gemeinsamen Imbiss im Geburtshaus fuhr die Gruppe weiter in die Frauenklinik Köln-Holweide. Dort nutzten die indonesischen Kolleginnen ausgiebig die Gelegenheit, sich über den Ablauf und die Versorgung von Frauen und Kindern in einem Level-1-Haus zu informieren.
Auch hier herrschte eine ungezwungene Stimmung, es wurden viele Fragen gestellt, die von Simone Torringen aus dem Kreißsaal geduldig beantwortet wurden. Interessant war an dieser Stelle, dass auch hier die Unterschiede gar nicht so groß sind. Die einzige Ausnahme ist die Tatsache, dass es in Indonesien Privatkliniken mit einer Sectio-Rate von 70 % gibt.
Mit großem Staunen wurde auf der Neugeborenenstation bemerkt, wie viele Väter hier mit Wickeln beschäftigt waren.
Auf Wiedersehen beim Hebammenkongress in Bali?
Insgesamt war es ein sehr anregender und weit über alle Landesgrenzen hinausgehender Austausch. Mit dem Abschied von der Gruppe war es für alle eine schöne Aussicht, dass man sich vielleicht auf dem Internationalen Hebammenkongress 2020 auf Bali wiedersehen kann.
Der Landesvorstand der Hebammen NRW bedankt sich beim Kölner Geburtshaus und beim Kreißsaalteam Holweide für die spontane Unterstützung.