16.06.2011

Stillen und EHEC

Das "InfantRisk Center" der "Texas Tech University School of Medicine" hat wichtige Antworten zum Thema EHEC und Stillen:

"Wie allgemein auch bei anderen Durchfallerkrankungen wird auch bei einer EHEC-Infektion stillenden Müttern geraten, weiter zu stillen. EHEC ist hochinfektiös und es gibt Befürchtungen, dass das Baby sich durch die Muttermilch anstecken könnte. Muttermilch ist nicht keimfrei, aber die meisten Bakterien stammen von der Mamille und der Areola, nicht aus den Milchgängen. Deshalb ist es sehr unwahrscheinlich, dass bei guter Handhygiene E-Coli Keime in die Muttermilch gelangen. Möglich ist es, dass die Keime auf der Brust oder an den Händen der Mutter sind. Vor dem Stillen sollte die Mutter sich Hände und Brust gründlich mit Wasser und Seife waschen. So kann die Übertragung von E-Coli von Mutter zu Kind vermieden werden. 

Shiga Toxine, die der EHEC Erreger produziert, haben ein relativ großes Molekulargewicht, sie sind zu groß, um die Zellwände der milchproduzierenden Zellen zu durchdringen. In den ersten 7 Tagen nach der Geburt und in der späten Stillzeit, wenn die Frau bereits abstillt und die Milchdrüsen sich zurückbilden, könnten Toxine in die Milch übergehen, weil das Epithel der Alveolen in diesen Phasen der Stillzeit weniger stabil ist und größere Moleküle, Viren, Bakterien und Shiga Toxine unter Umständen übertreten könnten. 

Mütter sollten also in den ersten Tagen nach der Geburt vorsichtshalber nicht stillen. Ab dem 7. Tag pp, wenn die Milchproduktion stabil aufgebaut ist, ist stillen sicher.

Stillende Mütter jenseits der kolostralen Phase sollten ihr Kind während der Therapie einer EHEC-Infektion weiter stillen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass gestillte Kinder ein signifikant geringeres Infektionsrisiko für Durchfallerkrankungen durch Shiga-Toxine produzierende E-Coli und andere bakterielle Erreger haben. Bestandteile der Muttermilch, wie Lactoferrin, sIgA, Glycosphingolipide und Lipopolysaccharide bieten zusätzliche Schutzmechanismen, indem sie das Andocken des EHEC-Erregers im kindlichen Darm verhindern und seinen pathogenen Weg unterbrechen. Zudem enthält Muttermilch eine Glycolipid GB3, das Shiga-Toxine bindet. Weitere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Antikörper in der Muttermilch vor dem gefürchteten, durch Shiga Toxine verursachten Nierenversagens mit Todesfolge schützen könnten. Stillen könnte also eine wichtige Rolle spielen zum Schutz von Gesundheit und Leben der Säuglinge. 

Mütter, die mit dem EHEC Erreger infiziert sind, sollten:

1.Bei einer Infektion in den ersten Tagen nach der Geburt pumpen und die Milch für mindestens 7 Tage verwerfen, um eine Übertragung der Shiga-Toxine auszuschließen. Während der kolostralen Phase könnten Shiga-Toxine in die Muttermilch übertreten. 

2. Wenn die Milchproduktion aufgebaut und intakt ist, sollte die Mutter weiter stillen. 

3. Die Mutter sollte Hände und Brüste vor dem Stillen gründlich reinigen."