13.07.2017

Sie sind schwanger? Dann bleiben Sie besser zu Hause!

So ließe sich die Reisewarnung der Elterninitiative Mother Hood e.V. zum Start der Sommerferien auf den Punkt bringen. Gewarnt wird nicht etwa vor tropischen Krankheiten, sondern vor der akuten Überlastung von Geburtstationen und bereits geschlossenen Kreißsälen in Deutschland. „Schwangere Frauen sollten sich gut überlegen, welche Gebiete innerhalb Deutschlands sie für ihren Urlaub wählen“, warnt Katharina Desery von Mother Hood.

Damit macht Mother Hood auf drastische Weise auf die sich immer weiter zuspitzende Lage aufmerksam, die in der Urlaubszeit noch verschärft wird. Betroffen sind auch beliebte Urlaubsregionen in Deutschland: So gibt es im bayrischen Alpenvorland und auf zahlreichen deutschen Inseln keine Geburtshilfe mehr. Anfahrten bis zur nächsten Geburtsstation von rund 1 Stunde sind dann – besonders bei Urlaubsverkehr – keine Seltenheit. Wen es in die Großstadt zieht, der trifft auch nicht unbedingt bessere Bedingungen an. In vielen deutschen Großstädten werden Geburten ohne vorherige Anmeldung nicht mehr angenommen.

Für Schlagzeilen sorgte unlängst die Autogeburt einer Berlinerin, die von einem Krankenhaus in Neukölln abgewiesen wurde und eine 20minütige Autofahrt zu einem anderen Krankenhaus auf sich nehmen musste. Bis zum Parkplatz schaffte sie es noch – dann war die Geburt nicht mehr aufzuhalten. Das Kind ist zum Glück gesund, aber die Mutter ist nachhaltig geschockt von der Abweisung und der unbegleiteten Geburt unter unwürdigen Bedingungen. Einen Eindruck davon vermittelt ein Bericht des rbb.

Wir bedauern, dass es zu einer solchen – durchaus berechtigten - Reisewarnung kommen konnte. Unlängst hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe der Präsidentin des Deutschen Hebammenverbands, Martina Klenk, versichert, wie unverzichtbar und wichtig Hebammen sind. Mit solchen Lippenbekenntnisse ist aber weder den Hebammen in Deutschland noch schwangeren Frauen und deren Familien geholfen. Wir wollen Taten sehen! Ganz besonders hier vor Ort in NRW von der neuen Landesregierung. Wir erwarten, dass sie sich dafür stark macht, den Kreißsaalschließungen ein Ende zu bereiten, die Arbeitsbedingungen von Hebammen zu verbessern und alles dafür zu tun, dass Frauen eine gute und ausreichende Versorgung mit Hebammenhilfe erhalten.

Die Aktion von Mother Hood scheint jedenfalls Wirkung zu zeigen, so hat der WDR in der Aktuellen Stunde gestern darüber berichtet - inklusive Statement der Kreisvorsitzenden aus Mönchengladbach-Viersen, Bernadette Nopper.